Mein Gesundheitsstern
Ein Blog schreibt sich nicht von alleine. Dieser Beitrag sollte schon letzte Woche fertig sein. Aber wie das so ist: Nicht nur all meine Ideen zum Gesundheitsstern möchten aufgeschrieben werden – eine kreative Tätigkeit, die mir viel Freude bereitet. Sondern da gibt es ja auch noch die gemeine To-do-Liste mit, nun ja, eher spröden Aufgaben, deren Sinn sich mir nicht immer erschließen möchte. Während das eine meine bevorzugte Form des Selbstausdrucks ist, kommt mir das andere eher vor wie ein nicht enden wollender Verwaltungsvorgang meines Lebens und meiner vermeintlichen Besitztümer auf diesem Planeten.
Es gibt Menschen, und ich bestaune dies sehr, die gehen in Listen und Zahlen auf. Einen Hauch der Erfüllung ahne ich gelegentlich, wenn ich den ungeliebten Papierkram nahezu vollständig abgearbeitet habe. Das gibt mir ein Gefühl der Übersicht und kurzfristiger Kontrolle, wenngleich mir die Kontrolle eher eine Illusion scheint. Was ich aber am meisten an diesem aufgeräumten Zustand schätze, ist, dass sich plötzlich ein magischer Raum öffnet, in dem Ideen und Neues entstehen können. Und das motiviert mich dann doch!
Direkt loslegen!
Viel Spaß beim Ausprobieren!
Stress und seine Folgen
Meine Erklärung für diese Erfahrung ist simpel. Unerledigte Aufgaben erzeugen Stress. „Kümmere dich!“, rufen uns die kleinen und großen Stapel zu.
Dann bekommen wir schnell Angst – Angst, dass etwas anbrennt, weil wir nicht liefern, was uns aufgetragen wurde und Fristen enden, auf neudeutsch manchmal „Deadlines“ genannt, was schon alles sagt. Dahinter droht der Tod … Auch wenn wir in der Regel bei näherem Hinsehen erkennen, dass von übervollen To-do-Listen selten Lebensgefahr droht, benimmt sich unser Nervensystem leider genau so! Wir gehen in den Überlebensmodus, und der ist alles andere als entspannt.
Ich glaube, dass die meisten Menschen meine Erfahrung teilen: Den Stress der kleinen Dinge. Nicht selten wird er zu einem unbewussten Grundrauschen. Und wenn sich dann noch der unvermeidliche Stress der großen, wichtigen Aufgaben darauf setzt, kann das System schon mal ins Wanken geraten.
Aber wie Sie vielleicht bereits vor Kurzem auf meiner Tafel gelesen haben: „Der sicherste Ort für ein Schiff ist der Hafen, doch dafür sind Schiffe nicht gemacht.“
Insofern, wir dürfen in Stürme geraten und wenn Sie einmal kurz in Ihr Leben schauen, dann haben Sie bestimmt schon einige Stürme gemeistert. Vielleicht befinden Sie sich auch gerade in einem. Vertrauen Sie darauf, dass Sie mit allem ausgestattet sind, um ihn zu überstehen. Und danach steuern Sie einen sicheren Hafen an und füllen Ihre Ressourcen.
Chiropraktik gegen Stress?
Eine Möglichkeit hierzu sind regelmäßige chiropraktische Justierungen. Deswegen ist meine Praxis einer dieser Mini-Häfen im Alltag für viele meiner Patienten. Eine Justierung sortiert aus meiner Erfahrung Körper und Geist, reguliert das Nervensystem und unterstützt den Organismus in seiner Anpassungsfähigkeit an die Erfordernisse des täglichen Lebens.
Und damit sind wir schon mitten drin im heutigen Thema, der dritten Ecke meines Gesundheitssterns. Deswegen noch einmal ein Schritt zurück.
Bewusstsein im Gesundheitsstern
Mein Gesundheitsstern basiert ja auf den Säulen der Gesundheit des antiken Arztes Hippokrates. Bewusstsein nennt er die dritte Säule. Ich mag den Begriff, weil er mehr beinhaltet als die neuere Version „seelische bzw. mentale Gesundheit“.
Oder anders gesagt: Ich glaube, dass ein offenes und klares Bewusstsein Grundlage für eine gesunde Psyche ist. Was manchmal auch bedeutet, sich mit unangenehmen Dingen oder den Schattenseiten auseinandersetzen zu müssen.
Neue Perspektive – Resilienz
Ein noch neuerer Begriff in diesem Bereich und Top-Forschungsthema seit einigen Jahren ist Resilienz.
Resilienzforscher befassen sich mit der Frage, wie Menschen auf Herausforderungen und Veränderungen durch Anpassung ihres Verhaltens reagieren. Im engeren Sinne versteht man darunter, wie Menschen durch und nach stressvollen Lebensereignissen und insbesondere Traumata ihre psychische Gesundheit bewahren oder wiederherstellen. Ebenfalls im Fokus der Forschung stehen Kinder und die Frage, welche Anlagen und Bedingungen günstig für die Entwicklung von Resilienz sind.
Der Begriff Resilienz ist meiner Meinung nach durchaus irreführend. Er kommt nämlich vom lateinischen Wort für „Abprallen“. Da entsteht bei mir erst einmal ein Bild von Härte und Widerstandsfähigkeit. Tatsächlich sind aber in schwierigen Situationen Weichheit und Flexibilität vorteilhaft, beides Merkmale von Anpassungsfähigkeit. Oder, um im Bild des Schiffchens auf den Weltmeeren zu bleiben: Wir lenken unser Schiff mit den Wellen und kämpfen nicht dagegen. Und selbst wenn wir in Seenot geraten, gibt es die Möglichkeit, SOS zu funken und die Seerettung zu rufen.
Um Hilfe zu bitten, ist deswegen eine weitere Eigenschaft resilienter Menschen. Wir müssen nicht immer alles mit uns selbst ausmachen.
Resilienz ist also aufs Engste mit der Erhaltung und Entstehung von Gesundheit verknüpft. Und vielleicht sogar, ich möchte so weit gehen, mit so etwas wie Lebensglück und Zufriedenheit. Wer wünschte sich also nicht mehr Resilienz?
Wenn ich gelegentlich einen bestimmten Unterton in Beiträgen über Resilienz höre, erfasst mich eine leichte Sorge. Verständlicherweise beschäftigen sich Forscher in diesem Gebiet zunehmend mit dem Thema Leistungsdruck in unserer Gesellschaft und welche Strategien Menschen entwickeln, um damit umzugehen. Daraus ziehen Karriereberater manchmal den Schluss, alles sei für jeden möglich. Sie veröffentlichen Tests zur Selbsteinschätzung und geben Tipps zur Steigerung der Resilienz.
Ich halte das teilweise für gefährlich. Im schlimmsten Fall verkommt Resilienz hier zum Karrieredoping und zum neuen Must-have der Selbstoptimierung. Ich kann mir vorstellen, dass manche Menschen, die unter Dauer-Leistungsdruck stehen und sich vielleicht schon an der Grenze zum Ausbrennen befinden, hierdurch nur noch mehr verunsichert sind und sich als permanentes Misfit in einer Welt fühlen, für die wir so erst einmal nicht gedacht und gemacht wurden.
Umgang mit Stress
Nichtsdestotrotz halte ich es für sinnvoll, sich zu fragen: Wie gehe ich mit Stress um? Was hilft mir an hektischen Tagen und in stürmischen Zeiten? Was sind meine ganz persönlichen Ressourcen?
Meine Ressourcen in stressigen Situationen sind soziale Kontakte, kleine Rituale und das gute alte Nachdenken.
Durch Gespräche mit Freunden wird mir immer wieder bewusst, dass niemand allein mit seinen Problemen ist. Kleine Rituale wie eine Atem-Meditation helfen mir zu entspannen und Nachdenken ist eine großartige Methode, um mögliche Folgen abzuschätzen und Handlungsalternativen zu entwickeln. Dabei wird mir dann auch bewusst, dass neun von zehn Schreckensszenarien sowieso nie eintreten.
Und die Lösung für das zehnte Problem stellt sich wahrscheinlich nach einer erholsamen Nachtruhe ein. Ein wiederkehrender Rat meiner Mutter, den ich als Kind oft hörte, hierzu ist: Der Morgen ist immer klüger als der Abend. Das Zitat stammt aus dem Märchen von der schönen Vassilissa und wenn ich den Blog heute fertig habe, mache ich mich gleich auf die Suche nach dem Buch mit den russischen Märchen.
Auch in meinen tik Hacks geht es gleich um Geschichten. Viel Spaß beim Ausprobieren.
Herzlich
Ihre Marei Schachschneider

tik Hack No.1: Etwas aussäen und wachsen sehen.
Wir alle lieben Lebendigkeit. Samen beim Aufgehen und zarten grünen Pflänzchen beim Wachsen zuzusehen, produziert Glücksgefühle. Ein Garten und ein Balkon bieten beste Voraussetzungen, die Hände in die Erde zu stecken. Aber kein Problem, auch eine Fensterbank oder gemeinsames Urban Gardening in der Nachbarschaft sind gute Möglichkeiten. Oder streuen Sie Blumensamen an Wegrändern aus und freuen sich beim Spaziergang in ein paar Wochen über bunte Blüten.

tik Hack No. 2: Vorlesen und vorgelesen bekommen.
Wissenschaftlich belegt, steigert es die Resilienz bei Kindern. Ich setze mich neuerdings gern dazu, wenn die Oma den Enkeln vorliest. Selbst beim schauerlichsten Gruselmärchen habe ich das Gefühl, mir kann nichts passieren.

tik Hack No. 3: Der Wertebeutel.
Welches sind Ihre aktuell wichtigsten Werte? Meist sind es die Begriffe, die einem als erstes in den Sinn kommen. Schreiben Sie sie auf einen Zettel und haben Sie ihn in nächster Zeit immer bei sich. Ich nehme meinen Schlüsselanhänger und nenne ihn meinen Wertebeutel. Jedesmal, wenn ich ihn in die Hand nehme, erinnere ich mich an meine Werte und das, was meinem Leben Sinn gibt.