Schlaf aus chiropraktischer Sicht
Haben Sie schon einmal von den fünf Säulen der Gesundheit gehört? Der Ausdruck geht auf Hippokrates, den wohl berühmtesten Arzt des Altertums, zurück. Er gilt als Vater der modernen Medizin und dachte im besten Sinne ganzheitlich. Mit dem Eid des Hippokrates setzte er einen ethischen Standard für Menschen in heilender Tätigkeit.
Hippokrates benannte fünf Bereiche, die grundlegend wichtig für die Entstehung von Gesundheit und Gedeihen einerseits und das Verhindern von Krankheit und Verfall andererseits sind.
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Viel Spaß beim Ausprobieren!
Dabei hatte er den Menschen und seine Gesundheit sicherlich als Gebäude vor Augen, das von soliden Säulen getragen wird. Sehr griechisch, denke ich gleich und sehe den sprichwörtlichen Tempel vor meinem inneren Auge, als der unser Körper manchmal bezeichnet wird und in dem unsere Seele wohnt. Man kann sich vorstellen, dass das Gebäude ein bis zwei marode Säulen eben noch verträgt, jedoch eine mehr und es droht bald Einbruchgefahr.
In meinen Impuls-Workshops stelle ich das Konzept gerne vor und nehme statt der Säulen einen fünfeckigen Stern, was ich mir vor einigen Jahren von einer geschätzten Kollegin abgeschaut habe.
Jede Ecke des Sterns repräsentiert einen Bereich. Üblicherweise lasse ich meine Workshop-Teilnehmenden raten und wir bauen den Stern, den ich als Ausdruck vorher verteile, gemeinsam aus. Meist sind wir uns schnell einig, dass drei der Ecken auf Bewegung, Ernährung und Schlaf entfallen. Dann wird es schon kniffliger.
Die vierte Ecke war für Hippokrates „Bewusstsein“. Heute sprechen wir eher von seelischer oder emotionaler Gesundheit. Glaubenssätze und Werte gehören hier für mich unbedingt dazu, da sie unser Handeln so nachhaltig beeinflussen.
Die fünfte Ecke war für Hippokrates „Umwelt“ und unser Umgang mit ihr. Ich halte diesen Aspekt für aktueller denn je und auch am schwierigsten, da die Belohnung für verantwortungsvolles Verhalten oft so weit in der Zukunft liegt, dass wir es im Hier und Jetzt kaum erfassen können.
Im engeren Sinne verstehe ich unter „Umwelt“ auch ihre Wahrnehmung durch unser Nervensystem und die darauf folgenden Reaktionen. Und damit ist es praktisch schon meine Lieblingsecke, da es in der Chiropraktik genau darum geht – nämlich den ungestörten Kreislauf aus Sinneseindrücken und Reaktionen zu pflegen. Aber dazu an einem anderen Tag mehr.
Heute möchte ich auf die Ecke „Schlaf“ eingehen. Viele Menschen empfinden in diesem Bereich Verbesserungsbedarf und die Aussicht auf die Zeitumstellung am kommenden Wochenende macht die Sache nicht besser.
Bestimmt kennt jeder diverse Einschlaftipps und Rezepte, die man alle ausprobieren kann. Wenn Sie es wie ich gern systematisch angehen, empfehle ich die „Fünf Prinzipien für guten Schlaf“ vom Schlafmediziner Professor Colin Espie von der Universität Oxford.
- Nehmen Sie das Thema grundsätzlich ernst und erkennen Sie die große Bedeutung von Schlaf für unser Leben und unsere Gesundheit an. Ich würde sogar noch einen Schritt zurückgehen und damit beginnen, meine aktuelle Einstellung zu erkunden, plus einer kurzen wertfreien Bestandsaufnahme meines Schlafverhaltens.
- Räumen Sie gutem Schlaf eine hohe Priorität ein und richten Sie Ihre Entscheidungen und Handlungen daran aus. Für mich bedeutet das zum Beispiel, abends auf allzu üppige Mahlzeiten zu verzichten und nicht mehr am Rechner zu arbeiten.
- Finden Sie heraus, was guter Schlaf für Sie ganz persönlich ist. Welches Zeitfenster passt am besten zu Ihnen? In welcher Umgebung finden Sie am besten zur Ruhe? Welches Abendritual lässt Sie vom Tag am besten herunterfahren? Interessanterweise hilft das Abendprogramm, das ich ursprünglich für meine Kinder entwickelt habe und das jeden Tag exakt gleich abläuft, ebenso gut auch mir, den Tag abzuschließen. Es trennt für mich klar den Tag vom Abend und ich neige weniger dazu, unfertige Dinge in meinem Kopf hin und her zu wenden.
- Vertrauen Sie darauf, dass Schlaf ein natürlicher Vorgang ist und unser Körper von selbst in einen gesunden Rhythmus finden kann. Diesen Punkt finde ich am schwierigsten und tatsächlich rate ich dazu, professionelle Hilfe zu suchen, wenn lang andauernde Ein- oder Durchschlafstörungen dazu geführt haben, dass dieses Vertrauen nicht mehr besteht. Ansonsten halte ich eine grundsätzlich positive Einstellung und „so tun, als wäre schon alles gut“ für sehr hilfreich.
- Schützen und behüten Sie Ihren Schlaf. Identifizieren Sie Störfaktoren und finden Sie Wege, diese auszuschalten. Dieser Aspekt ergänzt Punkt 2. Wenn Sie möchten, schreiben Sie doch für einige Tage ein Schlafprotokoll. Gehen Sie wie ein Forscher vor und betrachten sich selbst wie unter einem Mikroskop. Vergessen Sie nicht, den Tag und die Aktivitäten am Abend zu protokollieren. Können Sie Zusammenhänge erkennen? Wo sind möglicherweise Stellschrauben verborgen?
Um die Zeitumstellung am kommenden Wochenende zu meistern, stelle ich Ihnen wie immer meine tik hacks vor! Sie sind auch eine gute Möglichkeit, die allgemeine Frühjahrsmüdigkeit zu vertreiben. Viel Spaß beim Ausprobieren!
tik Hack Nr. 1:
So viel Tageslicht tanken wie möglich, vor allem zu Tagesbeginn! Egal ob Sonne, Wolken oder Regen, natürliches Licht am Morgen ist das Aufwach-Signal überhaupt für unseren Organismus und gibt unserem Stoffwechsel und unserem Hormonhaushalt den Takt für den Rest des Tages vor. 10 Minuten ohne Dach überm Kopf sind dabei völlig ausreichend.
tik Hack Nr. 2
Sie ahnen es … und leider ja! Abends elektronische Geräte ausschalten und möglichst auf Fernsehen verzichten ist eine der effektivsten Strategien für eine erholsame Nachtruhe. Alternativ die Lieblingssendung am nächsten Tag in der Mediathek abrufen. Vorher zu überlegen, wann und wie viel Zeit man hierzu freimacht, ist gleichzeitig eine gute Strategie, um den eigenen Medienkonsum bewusst zu machen und zu regulieren.
tik Hack Nr. 3
Machen Sie es wie der Milchbauer mit den Melkzeiten. Teilen Sie die Zeitumstellung in zwei Abschnitte à eine halbe Stunde. Wenn es morgens nicht geht, dann auf jeden Fall abends. Zum Beispiel: Das Abendritual für meine Kinder dauert normalerweise eine Stunde und geht von 18-19 Uhr: Aufräumen, Abendbrot, Umziehen und Sandmann. Direkt nach der Zeitumstellung fangen wir um 18.30 Uhr an und es geht um 19.30 Uhr ins Bett. Einige Tage später verlagern wir den Anfang auf 18 Uhr. Das macht es nicht nur für die Kinder leichter, die Zeitumstellung zu verarbeiten.