1% besser. In einer Sache. Jeden Tag!
Mein Mantra für 2021
In der Adventszeit hatte ich auf meine Tafel geschrieben: „1% besser. In einer Sache. Jeden Tag.“ Vielleicht erinnern Sie sich noch. Mit einigen von Ihnen habe ich interessante Gespräche darüber geführt. Das schöne an dieser Form der Inspiration ist, dass ich immer postwendend Inspiration zurückbekomme. Eine Geschichte, eine Lebenserfahrung, die dazu passt, eine andere – möglicherweise gegensätzliche – Perspektive oder auch eine Buchempfehlung.
Direkt loslegen!
Viel Spaß beim Ausprobieren!
Weiterentwicklung besitzt für mich einen hohen Stellenwert. Doch nur allzu oft bleiben Ideen und Vorhaben recht bald auf der Strecke. Erklärungen sind natürlich schnell gefunden: Der vollgepackte Alltag mit Arbeit, Familie und Organisation. Die Liste an Aufgaben ist so lang, wie soll man sich da noch persönlicher Entwicklung widmen! Das beruhigt für den Moment, verbessert meine Stimmung aber in der Regel kaum.
Gelegentlich erwische ich mich dabei – was man natürlich überhaupt NIEMALS tun sollte – wie ich in Nachbars Garten schaue. In anderen Worten, ich vergleiche mich mit anderen und frage mich: Wie schaffen DIE das?
Wenn wir Glück haben, tun oder beginnen wir die Dinge, die uns wichtig sind, aber bisher nicht auf den Weg bringen konnten, plötzlich doch. Mir kommt es dann so vor, als hätte der Wind für einen Moment günstig gestanden, mir einen Schub versetzt und mich auf Kurs gebracht. Nun sind glückliche Zufälle eine tolle Sache, nur habe ich beschlossen, dass ich nicht immer darauf warten möchte.
Und ich glaube, jeder hat bereits die Erfahrung gemacht, dass – haben wir uns einmal auf den Weg gemacht – scheinbar plötzlich überall günstige Gelegenheiten oder unterstützende Hände auftauchen.
In den Weihnachtsferien habe ich mir Gedanken über das Schaffen neuer Gewohnheiten gemacht und auf meine Erfahrungen zurückgeblickt: Was funktioniert gut für mich? Wo komme ich regelmäßig nicht weiter?
Außerdem habe ich in der Literatur gesucht und mir Ideen aus der Neurobiologie und Psychologie angeschaut, wie Veränderung funktioniert.
Und da ich ein Fan von Neujahrsvorsätzen bin, möchte ich heute mit Ihnen meine ganz persönlichen Erkenntnisse hierzu teilen. Herausgekommen ist ein dreiteiliges Skript, wie ich mich dem Thema zum diesjährigen Jahreswechsel schließlich genähert habe.
„Das große Bild“ entsteht dank des Einsatzes unserer rechten Gehirnhälfte. „Der Plan“ fällt in die Zuständigkeit der linken Gehirnhälfte. „Das reale Leben“ meistern wir mit einem gut regulierten vegetativen Nervensystem.
Los geht’s!
„Das große Bild“
Im ersten Schritt sehe ich das Ende des Jahres 2021 vor mir und stelle mir vor, dass ich dankbar und zufrieden mit dem Erreichten bin. Was habe ich geschafft? Was lässt mich so zufrieden sein?
Wichtig ist hier ein möglichst konkretes Bild vom Ziel UND dem dazugehörigen Gefühl, wenn Sie es erreicht haben. Das bedeutet konkret: Malen Sie sich das Ergebnis Ihrer Bemühungen in diesem Jahr mit allen Sinnen aus. Wie sieht es aus? Wie fühlt es sich an? Können Sie bereits einen bestimmten Geruch oder bestimmte Klänge damit verbinden? Welche Gefühle entstehen im Körper und im Kopf?
Wenn Sie das getan haben und das Ziel attraktiv oder gar unwiderstehlich wird, werfen Sie das Belohnungssystem Ihres Körpers an. Kurioserweise vergibt unser Körper die Glücksgefühle (in diesem Fall den Neurotransmitter Dopamin) nämlich bereits dann, auch wenn wir noch gar nichts getan haben. Das dient natürlich dazu, dass wir in die Gänge kommen und anfangen.
„Der Plan“
Jeder kennt den Rat: Der Weg ist das Ziel. Manchmal stimmt aber auch die zweite Lesart: Das Ziel ist im Weg. Wir wissen bereits, was wir wollen, nur ist der Weg nicht klar oder möglicherweise ist das Ziel auch gar nicht das richtige für uns. Deswegen sollte man sich unbedingt und kritisch fragen, ob der Neujahrsvorsatz wirklich zur eigenen Identität passt.
Nach diesem Zwischenstopp überlegen Sie sich, welche Schritte Sie Ihrem Ziel näherbringen. Auch hier seien Sie möglichst konkret und überlegen Sie sich die kleinsten möglichen Schritte. Dann fällt nicht nur die Umsetzung leichter. Im Zweifelsfall sind kleine Happen auch noch besser verdaulich als die großen Brocken.
Im Plan sollten Sie auch das Umfeld berücksichtigen, vor allem wenn Sie eine neue bessere Gewohnheit etablieren wollen. Möchten Sie sich gesünder ernähren? Schaffen Sie zuallererst Fertigprodukte aus Ihrem Haushalt. Probieren Sie einen neuen Supermarkt aus und gehen Sie nur mit Einkaufsliste einkaufen. In einem unbekannten Geschäft greift man nicht so schnell zu den gewohnten Produkten.
Wenn der Einstieg in eine neue Gewohnheit sehr schwierig ist, wie zum Beispiel bei Bewegung, reduzieren Sie die Anforderung auf ein Minimum. Beginnen Sie mit einem zehnminütigen Spaziergang jeden Tag. In der Folgewoche steigern Sie auf 15 Minuten.
Günstig ist, sich wirklich jeden Tag der neuen Gewohnheit zu widmen und sie niemals zwei Tage hintereinander ausfallen zu lassen.
Wird Ihnen langweilig, herzlichen Glückwunsch. Ihr Körper passt sich an. Versuchen Sie es nun mit einer moderaten Herausforderung. Etwas, was Sie maximal 10% aus Ihrer Komfortzone herauslockt. Hier geschieht Wachstum und Entwicklung, ohne dass wir in ungesunde Erschöpfung gehen.
Machen Sie sich jetzt schon klar, dass Ihr Gehirn, sobald Sie sich auf den Weg gemacht haben, Sie regelmäßig mit dem Glückshormon Serotonin versorgt. Damit bleiben Sie am Ball und es stellt sich jedesmal Freude ein, wenn wir unsere neue Gewohnheit pflegen.
„Das reale Leben“
Neulich scherzte jemand zu mir: „Willst du den lieben Gott zum Lachen bringen? Erzähl ihm deine Pläne!“
Natürlich weiß ich, was er meint: Die unvermeidlichen Rückschläge oder gar Schicksalsschläge, die wir oft nicht kontrollieren können. Und genau das ist der Punkt: Wir können Stress nicht vermeiden. Er gehört einfach zu unserem Leben. Zwei Dinge stehen uns aber zur Verfügung, nämlich unsere Einstellung und unser Umgang damit.
Könnten Sie sich vorstellen, dass Stress möglicherweise auch etwas ist, das uns im Leben weiterbringt und uns wachsen lässt, statt dass er uns ausnahmslos krank macht? Die Forschung hat hier einiges vorzuweisen, was in diese Richtung zeigt. Menschen mit dieser Einstellung sind üblicherweise gesünder und zeigen mehr natürliche Widerstandskraft in schwierigen Lebenssituationen.
So ungewöhnlich es klingt, für dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, Stress nicht als meinen Feind zu betrachten, sondern ihn freundlich willkommen zu heißen.
Ich bin gespannt, was das Jahr bringt, und freue mich auf Ihre Kommentare und Ihre Ideen zum Thema Neujahrsvorsätze!
Herzlich,
Ihre Marei Schachschneider
3 Hacks, die Ihnen dabei helfen sollen, Ihre Neujahrsvorsätze leichter umzusetzen:
tik Hack Nr. 1: Motivationsritual
Koppeln Sie die neue Gewohnheit an etwas, das Ihnen Freude macht. Experimentieren Sie: Versetzen Sie sich mit etwas, was Sie schon immer gern tun, in eine freudige Stimmung für das Neue. Oder nehmen Sie das Bekannte als Belohnung. Besonders Gewitzte verpacken die neue Gewohnheit in ein Sandwich aus angenehmen Aktivitäten. Schaffen Sie sich ein Motivationsritual!
tik Hack Nr. 2: Gewohnheits- oder Zieletracking
Übertragen Sie die kleinen Schritte aus Ihrem Plan in Ihren Terminkalender und haken Sie abends ab. Das gibt noch eine extra Portion Serotonin.
tik Hack Nr. 3: Mindset-Check
Wie ist Ihre Einstellung zu Stress? Halten Sie ihn für generell toxisch oder hilfreich? Machen Sie folgende Übung: Nehmen Sie ein stressreiches Ereignis aus Ihrem Leben und listen Sie auf, wie Sie daran gewachsen sind! Welche Stärken haben Sie dadurch entwickelt?
tik Hack Nr. 4:
Gewohnheiten entstehen am besten durch Wiederholung, gern auch kurz und knackig. Je häufiger Sie ein Verhalten ausführen, desto besser wird es abrufbar. Es entsteht ein neues Muster. Gehirnforscher nennen das Langzeitpotenzierung. Lapidar gesagt: Lieber kurz und schlecht trainiert als gar nicht! Und niemals mehr als einen Tag ausfallen lassen!
tik Hack Nr. 5: Entscheidungstracking
Beobachten und dokumentieren Sie einen Tag lang all Ihre kleinen Alltags-Entscheidungen! Gehen Sie vor wie ein Forscher, neugierig und unaufgeregt. Welche Gedanken und Gefühle gehen voraus? Wodurch fühlen Sie sich gut oder schlecht? Wo verspüren Sie Belohnung oder Schuld? Bewerten Sie nichts. Es geht einfach darum, sich selbst besser kennenzulernen.
tik Hack Nr. 6: Stress transformieren
Verwandeln Sie Überforderung in Hoffnung! Die effektivste Methode ist, jemand anderem zu helfen. Es muss nicht die große Geste sein. Jeden Tag eine kleine freundliche Tat gegenüber einem Mitmenschen boostet Ihr Dopamin-System und verbessert Ihre Resilienz gegenüber Stress. Probieren Sie etwas Neues, vielleicht für Sie Ungewöhnliches aus. Das verstärkt den Effekt noch. Widmen Sie jemandem zum Beispiel Ihre volle Aufmerksamkeit, drücken Sie Ihre Anerkennung aus oder schenken Sie Ihren erfrischenden Zweifel.
Und nicht vergessen: Nur 1% besser. In nur einer Sache. Dafür jeden Tag!